Ins Hügelland der Shan und zu sündigen Nonnen

Der Zug bringt mich raus aus der Stadt. Abfahrt pünktlich am morgen um 4. Ich fahre Upper-Class... Dabei ist es in der Ordinary Class ja viel spannender und ich ziehe um.

Die Fahrt ist einfach nur herrlich. Die Lanschaft wechselt von trockener Steppe zu immer fruchtbarerem Land, weshalb plötzlich auch viele grüne Felder und wunderbare Gärten auftauchen. Dazwischen viele Bambushaine. Dann kommt das Highlight: das Gokteik Viadukt, welches 1901 von den Amis geplant und von den Briten gebaut wurde und damals weltweit Aufsehen erregte. Bei mir auch... zumal der Zug im Schritttempo drüber fuhr und die Fenster kein Glas haben und auf Sitzbankhöhe anfangen. Herrlich!

Mein Ziel heisst Hsipaw. Ein kleines beschauliches Städtchen und ich lasse es 2 Tage ruhig angehen. Ich schlendere durch Gemüsefelder, helfe Bauern beim Holzsägen, wandere zu einem Wasserfall ohne Wasser, finde einen buddhistischen und chinesischen Friedhof, unterhalte mich mit der Grossnichte des letzten Prinzen des Shat-Staates und sitze am Fluss und lasse das Wasser und die letzten Tage an mir vorrüber ziehen.

Eine Zugstunde oder eine halbe Stunde mit dem Expressbus oder 2 Stunden mit dem lokalen Bus weiter liegt Kyaukme. Ich wähle letzteren.

Von hier unternehme ich meine kleine Wanderung. Das ist mein Kartenmaterial.... (weshalb sich alle anderen auch einen Guide nehmen).

Ein Motorrad bringt mich zum Ausgangspunkt. Ich laufe los und nach 5 Minuten hält ein Bauer mit Motorrad und bietet mir an, mich ein Stück mitzunehmen. Trotz ohne Helm und Schlaglochdreckweg bin ich froh, denn es spart mir 300 Höhenmeter und eine Stunde Weg in der sengenden Hitze. Der Weg führt mich durch lichten Wald. Vögel nehmen schwängern die Luft mit metallischen Geräuschen. Ich bin überglücklich. Endlich Natur, reine Luft und kein menschlicher Lärm. Nach 2 Stunden erreiche ich Q Shaw. Der Weg dorthin ist zu meinem grossen Erstaunen ausgeschildert - zum Glück, denn ich wäre sicherlich 5 mal falsch gelaufen.

Bis dorthin habe ich auch immer Bauern getroffen, die ich nach dem Weg "gefragt" habe, aber dann begegne ich lange niemandem. Als ich an 4 Bambusunterständen ankomme, wo mich 5 Hunde ankläffen und ich Schiss vor den Viechern habe, kehre ich um. De fakto war das Buddha in Hundeform, da ich tatsächlich über eine Stunde falsch gelaufen bin. Ich treffe wieder jemand, der zeigt mir wo lang, doch ich beschliesse nach Q Shaw zurückzukehren, da ich unsicher geworden bin. So viele Kreuzungen ... und es ist schon halb 3 Uhr und ich weiss nicht wiel lange es noch geht bis zum nächsten Dorf (später erfahre ich 2 Stunden, also war der Entscheid richtig, weil wenn ich mich nochmal verlaufen hätte....).

Im Dorf "frage" ich mehrfach mit Händen und Füssen, ob ich irgendwo übernachten darf. Hier spricht kein Mensch englisch mehr. Nach 4 Versuchen hat jemand Erbarmen mit mir, aber es ist ihnen irgendwie nicht ganz recht. Aber ich kriege erstmal Tee, sie verkleiden mich als Shan-Frau (erst da bemerke ich die traditionelle Kleidung der Frau) ich erkläre den Kindern meine Kamera und wir haben Spass miteinander. 

Irgendwann kommt ein Klosternovize (das sind kleine Jungs, die ein Jahr im Kloster leben) und ich "frage", ob ich wohl besser im Kloster schlafen könne. Ein Kind läuft weg und taucht kurze Zeit später mit einer Nonne wieder auf. Sie "sagen" mir, dass ich bei ihr im Kloster schlafen dürfe. Dann gehen wir alle ins Haus und gucken Internet-TV. Ich bekomme Reis und ein Ei. Gegen halb sechs laufen die Nonne und ich ins "Kloster", wo sie zusammen mit einer anderen Nonne lebt.

Ich richte mir meinen Schlafplatz ein.

Gelbe Isomatte, blaue Decke... meins.
Gelbe Isomatte, blaue Decke... meins.

Da die Nonne so schöne weisse Zähne hat, schenke ich ihr in meiner unendlich Dummheit eine Zahnbürste mit Zahnpasta. Sie freut sich und fängt auch sofort eifrig an Zähne zu putzen. Ich freue mich auch und putze eifrig mit. Plötzlich greift sie sich in den Mund .... und nimmt ihr Gebiss raus... . Naja, ... ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, muss über mich seber lachen. Das Gebiss ist aber auch voller Essensreste und ich "sage" ihr, sie kann das in einem Schälchen putzen. Das tut sie dann auch.

Danach steige ich die Treppe hoch zum Mönchskloster und spiele ein bisschen mit den Novizen. Leider hatte ich die Kamera schon weggepackt, als sie ihr Rennauto holten. Ein aus Holz gebasteltes Formel-1 Auto, mit dem sie mit wehenden, roten Mönchskutten den Hang runter sausten. Wahrlich ein Bild für die Götter (herrlich, ich muss schon wieder lachen, wenn ich nur daran denke).

 

Es wird dunkel, ich bekomme ein Kerzchen aufgestellt, die Nonnen fangen ihr Abendgebet an. Ich sitze daneben und lausche ihrem Singsang (zum Glück ist es dunkel, denn sie singen lange und mir fallen irgedwann die Augen zu).

Als sie fertig sind, lege ich mich hin und schlafe ich ein. Es ist mitten in der Nacht, als ich von einem Geraschel und Geknister aufwache. Ich lausche dem Geräusch. Und irgendwann wird mir klar was es ist. Die eine Nonne knabbert die Kekse, die sie mir vor dem zu Bett gehen angeboten hat. Die dürfen im Kloster ja nach dem Mittagessen nix mehr essen ... Ich schlafe wieder ein. Einige Zeit später erwache ich abermals... diesmal vom Zigarrenrauch der der anderen Nonne. Kleine Sünden unter Nonnen. Ich finde das sehr beruhigend (@ Papa... neeeiiin, mich hat der Zigarrenrauch nicht gestört, aber das sind auch so kleine Zigarren, die kaum stinken).

 

Als ich Morgen um halb sieben aufwache, sind die beiden wohl schon lange auf, denn als ich runterkomme ist schon Frühstück für mich gekocht.

Nach dem Frühstück, ziehen die beiden sich noch schöne saubere Kleider an und wollen fotografiert werden.

Und man "sagt" mir sehr deutlich und eindringlich, dass ich ihnen die Bilder dann schicken müsse. Ich bedanke mich für die Notunterkunft und Gastfreundschaft und nach einer herzlichen Verabschiedung mache ich mich auf den Weg zurück.

Schön war mein Ausflug nach Kaungmae, was nicht in meinem Reiseführer stand und ich nur durch Zufall entdeckt habe.

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Kommentare: 7
  • #1

    birke (Samstag, 23 Februar 2013 18:28)

    Katrin, Du wirkst entspannt auf den Bildern.

  • #2

    Karin (Sonntag, 24 Februar 2013 12:13)

    Katrin, mit Spannung habe ich auf neue Reiseerlebnisse von Dir gewartet.Es ist wunderschön, wie Du uns alle teilhaben lässt. Ich fühle mich immer mal wieder wie zu Dir "hingebeamt". Viele Deiner Bilder strahlen eine unglaubliche Ruhe aus! Danke für das (auch für uns :)) Einfangen dieser Momente.Pass auf Dich auf - bis bald mal wieder. Karin

  • #3

    Rebecca (Sonntag, 24 Februar 2013 20:20)

    Liebe Katrin,was für schöne Erlebnisse und beim Lesen habe ich das Gefühl ganz nah dran zu sein! Unglaubliche Bilder. Deine Begegnungen wirken sehr bereichernd. Danke fürs dran-teilhaben-lassen!

  • #4

    Susanne (Montag, 25 Februar 2013 15:24)

    Wieder toll zu lesen, danke :*. Man hat das Gefühl es mitzuerleben, so wie du schreibst.

  • #5

    Schweschter Susanne (Dienstag, 26 Februar 2013 08:18)

    Die Tracht steht dir ausgezeichnet ;-).

  • #6

    pp (Sonntag, 03 März 2013 22:20)

    abenteuerliche tour.ja das gefällt mir auch. kein plan einfach nur die flügel in den wind legen die nächste blume kommt bestimmt. das geht aber nur allein und niemand überholt dich dann. und vielleicht begegnest du irgendwann budda persönlich..............
    Holzsägen:genauso hab ich mit meinem Opa gesägt (sägen müssen) immer in gedanken bei dir pp

  • #7

    Juicer Reviews (Sonntag, 14 April 2013 20:47)

    This is a great write-up! Thank you for sharing!