I feel slowly ...good ...

 

Ankommen in der Heimat dauert länger als Ankommen in der Fremde. In der Fremde ist alles fremd. Man tastet sich langsam und bedächtig vor. Man wartet ab. Man erkennt Muster. Versucht zu verstehen. Vorsichtig beginnt man sich zu bewegen. Man findet sich ein. Nimmt an. Und vergisst nie, dass man Gast ist.

 

In der Heimat komme ich an - und wieder ist alles fremd. Ich bin verwirrt. Unsicher. Taste mich mich wieder vor, erkenne manches. Wundere mich. Fühle mich fremder als in der Fremde.

 

Bewusst habe ich das Ankommen am Flughafen Zürich alleine gesucht. Ich mag ganz langsam ankommen. Alles erfühlen können, bewusst wahrnehmen. Als erstes muss ich rausfinden, was ein Taxi in die Stadt kostet, denn ich befürchte dass das in der Schweiz sehr teuer ist. Es kostet soviel wie 2 Tage Reisen in China. Ich nehme es trotzdem, denn der Rucksack mit Zelt und Schlafsack und Gepäck für 10 Monate Reisen wiegt schwer und steckt in einem Mehlsack, den man kaum halten kann. Der Taxifahrer fragt mich, ob ich ihm den Weg beschreiben kann - das Navi läuft ungenutzt. Ich fühle mich wie daheim in der Fremde. Da wussten die Taxifahrer auch nie wie man von A nach B kommt.

Meine erste Herberge ist ein Zimmer in Martins Wohnung, denn meine Wohnung ist ja noch untervermietet. Ich dusche und mach erst mal ein Mittagsschläfchen. Dann ziehe ich los. Ich trinke einen Café im Café Spheres - eines meiner Lieblingscafés in der Stadt. Wie immer läuft gute Musik, es duftet nach gutem Café. Ich werde ganz freundlich bedient. Dann sitze ich und beobachte. Alle Menschen sehen super gut aus. Alle sind super gut angezogen. Die Menschen sind sehr wach, ihre Blicke aufmerksam. Sie nehmen viel um sich herum wahr. Sie treffen sich um halb 4 auf ein Glas Weisswein und philosophieren.

Ich fühle mich fremd (laufe ja auch immer noch in Trekkingkleidern rum). Ich mache mich auf den Weg um etwas zum Kochen einzukaufen. Im Coop bin ich erstmal überwältigt ob der vielen frischen Obster und Gemüser. Und in allen Regalen stehen neue Produkte. Sind die alle innert 10 Monaten designt worden? Dann kauf ich mir noch eine Frauenzeitschrift und einer Packung Kekse und krieche ich wieder in meinen Schlafsack. Herrlich.

Später koche ich mir Kalbsschnitzelchen mit Pilzrahmsauce und Bandnudeln. Dazu trinke ich eine Flasche Rotwein. Nicht ganz allein. Das spanische Pärchen, das die Wohnung gemietet hat, leistet mir Gesellschaft.

 

Am nächsten Morgen fahre ich nach Uster, um ein paar Kleider vom Speicher zu holen. Dann habe ich einen Termin beim Frisör und lasse mir den Kopf kraulen und Super-Duper-Pflegepackung auf die Haare kuren. So hübsch wie ich dann bin, traue ich mich auch in die Schuhgeschäfte der Stadt. Ich brauche Schuhe. Turnschuhe zu einem Kleid an einer Hochzeit... hm, passt nicht. Ach herje, ganz vergessen... der Grund für die Heimkehr ist die Hochzeit meines besten Freundes. Er weiss von nichts. Überhaupt weiss nur meine Schwester, dass ich zurück bin.

Etwas erschöpft sitze ich gegen 4 im Vorderen Sternen und esse eine Bratwurst. Lecker. Mit Bier. Und höflicher Konversation mit einem netten, älteren, schweizer Herrn. So neigt sich der zweite Tag zurück in der Heimat langsam und wohlig zu Ende. Mit dem Gednaken, dass die Menschen hier freundlich sind.

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Kommentare: 1
  • #1

    Adi (Sonntag, 03 November 2013 23:13)

    Welcome back! Nach einem Jahr Amerika habe ich mir nichts sehnlicheres gewünscht als Pommes-Frites mit Schnitzel... danach Rösti mit Bratwurst.
    Wie lange bleibst Du denn? Und ja, Libanon soll schön sein. Zuerst skifahren und am Nachmittag im Meer baden....