Bei den Goldgräbern

Nach einem gemütlichen Tag in Karakol, mit Ausschlafen in einem richtigen Bett, gemütlich Cafétrinken, lesen und einkaufen auf dem Markt, machen wir uns am 11. August auf zu den Goldminen. Erst geht's wieder einige Zeit am Issy Köl entlang. Dabei kommt das totale Italien-Ferien-Meer-Feeling auf. Doch dann winken die und blinken uns die Berge mit ihren weissen Augenlidern wieder zu, locken uns und wir folgen dem Sog. Diesmal kommt noch die Hoffnung hinzu, ein kleines Goldnugget zu finden, denn wir begeben uns in das weltweit zweitgrösste Goldminengebiet. Dieses wird von einer kanadischen Firma betrieben - das ist dann auch der Grund für eine ausnehmend gute Strasse, die uns am höchsten Punkt auf den 4021 m hohen Barskoon-Pass führt. Immer wieder fahren ein paar tonnenschwere Laster, meist beladen mit Diesel, an uns vorbei. Doch sowohl die, als auch wir verlieren uns in der Weite der Landschaft. Und diese Landschaft ist einmalig schön. Gletscherzungen haben sie vor Jahrmilionen angefangen zu formen. Alls ist sanft gewellt. Und noch immer lecken die weissen Zungen. Man kann ihnen nicht mehr entfliehen. Genauswenig wie den weissen Wolken, die hinter uns den Pass hoch tanzen und in Windeseile hinter uns her hecheln. Doch über die beiden Seen, an denen wir unser Quartier aufschlagen, schaffen sie es nicht. Dort halten sie inne - eine unsichtbare Macht hält sie auf und uns den Blick in einen goldenen Sonnenuntergang frei.

Golden ist jedoch nur das Licht. Eisig hingegen die Temperatur. Zum Pinkeln hüpfe ich nur den minimal anständigen Abstand aus dem Auto. Immer einpackt in Wollmütze und Handschuhe. Gekocht wird im Auto - das berühmte, eigens für diesen Trip von Meisterkoch Martin entwickelte Auberginen-Tomaten-Risotto. Das dauert in einer Höhe von 3600 m zwar 1.5 Stunden anstatt 25 Minuten. Aber ist wirklich lecker .... Und zum ersten Mal bin ich richtig, richtig froh über meinen Schlafsack mit Comfortzone -4 Grad und Extremzone -30 Grad. Denn mitten in der Nacht zieht ein Wetter auf. Es regnet und schneit. Als ich aufwache ist das Auto voll mit Scheematsch, man sieht keine 20 Meter weit. Und das hält bis um 10 Uhr an. Da schaut für eine halbe Stunde mal kurz de Sonne raus - nicht lang genug um mich aus meinem Mumienschlafsack und weg von meinem Buch zu locken.

 

Gegen halb drei beschliessen wir, den Standort und zu wechseln. Man kann ja nicht den ganzen Tag lesend, cafétrinkend und kuchenessend im Auto verfaulenzen - oder doch? Als wir losfahren scheint immer mal für ein paar Minuten die Sonne zwischen den Wolken- und Schneebergen. Ich komme mir vor wie im Autokino.

 

Wir wollen zum Petrova See - doch diesmal sind es nicht die Strassen, verhältnisse die uns aufhalten, sondern dieses Schild hier:

Was tun? Ich überrede Martin, eines der Mienenfahrzeuge, weisse Fords-Trucks mit roten Fähnchen anzuhalten. Wir fragen den Typen, der tatsächlich ein bisschen Englisch kann, ob wir weiter dürfen. Der funkt dann auch das Headquarter für uns an. Wir funken hin und her "... We're Tourists and want to go to Petrova Lake...Where are you from... Germany but a swiss car... please wait...............................Copy... Copy... Hello, what do you want to do... Hiking.... Please wait.......................................................Copy... Copy...We're sorry, so short......it's difficult. You cannot go.... OK, Thank You...Bye.... Bye".

Das weisse Auto fährt davon, lässt uns zurück mit unserer Enttäuschung und dann knallts. Und raucht schwarz aus dem Berg und in den Himmel. SPRENGUNG! Und wir verstehen, was so schwierig war.... Also verlassen wir die Hauptstrassse und fahren einfach noch ein Stück in die Walachei. Solange, bis der Untergrund immer sandiger und matschiger wird. Da beschliessen wir an zu halten. Denn falls wir doch stecken bleiben... kein Mensch findet uns hier. Und wir geniessen nochmals die Weitend Stille dieser Landschaft. Wir wären nach dem Spätnachmittagsessen gerne noch auf den Hügel gelaufen, doh da bläst es schon wieder Schneegraupel herüber und wir verkriechen uns wieder in die Schlafsäcke. Bis am nächsten Morgen werden wir wieder eingeschneit. Doch eigentlich ist das ganze wie Ferien am Strand. Nur das wir eben nicht am Strand liegen. Sondern bei offenem Kofferraumdeckel im Auto mit Blick in die Landschaft, eingemummelt bis obenhin und nur die Nasenspitze spürt den kalten Wind. Ich mag das.In Anbetracht der nicht besser werdenenden Wettersituation beschliessen wir am 13. August nach einem späten Frühstück gegen Mittag uns wieder auf den Weg zum Issy Köl zu machen. Wir gehen dann doch noch zwei Stunden laufen. Haben uns eingebildet eine Gletscherzunge in einer halben Stunde erreichen zu können. Aber die Distanzen in der Weite sind trügerisch und sehen kehren wir ziemlich durchgefroren nach einer Stunde um. Es war aber trotzdem schön - und bunt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Schweschter (Dienstag, 20 August 2013 19:28)

    Bei allem "Reise-Neid", bin ich grad doch froh hier bei 20 Grad zu sitzen ;-). Brrrr!

  • #2

    katinkaintheworld (Dienstag, 20 August 2013 19:37)

    Ja..., aber heute habe ich schon wieder geschwitzt... gibt alles hier.