Osten oder Westen?

In Xining ist Tibet quasi zu Ende. Ein paar Tibeter laufen dort noch rum, ausserhalb steht noch der ein odere andere Tempel. Aber in der Stadt gibt es mehr Moslems und Moscheen. Wo nun weiter? Richtung Osten, wieder ins chinesische China? Oder nach Wester? Ich entscheide mich für den Westen. Dort tourt gerade der Herr Einstein durch die Gegend und hat in seinem Auto ein Plätzchen für mich frei.

 

Aber wie komme ich dort hin? Das sind von Xining immerhin noch.... km. Wieder 4 x 24 Stunden in Zügen und Bussen verbringen? Nein, ich mag nicht mehr. Ich fliege. Xining - Urumqi. Urumqi - Bishkek.

 

Das heisst Abschied von China. Nach drei Monaten. Abschied von einem Land, das mich fasziniert - in beide Richtungen, positiv und negativ. Ein Land, das mich ganz hart an meine persönlichen Grenzen bringt. Mich unerbittlich mit meinem innersten Ich konfrontiert. Kein Raum zum Verstecken. Kein Platz zum Beschönigen. Ich muss das Land, seine Bewohner und mich so akzeptieren. Das war nicht immer einfach. Aber ganz sicher eine sehr wertvolle, einmalige Erfahrung.

 

Zum Abschied suche ich noch den Stadtpark von Urumqi auf. Diese Stadtparks mag ich sehr. Das sind immer solch schöne, grüne und friedliche Oasen. Die alten Männer spielen Karten und Majong, es wird musiziert, Frauen tanzen oder üben Tai Chi. Und in disem Park gibt es noch etwas ganz besonderes. Einen Platz, auf dem laute, eher russisch klingende Musik läuft. Und alle tanzen. Han Chinesen und Uiguren. Alt und Jung. Voller Freude. Für sich oder als Paar. Mann und Frau suchen und finden sich. Umwerben und bezirzen einander. Auf eine ganz feine, sinnliche Art. Verschämt, verchmitzt. Ich setze mich, schaue zu und lächle wie ein Honigkuchenpferd. Oh, wie habe ich das vermisst. Sense & Sensitivity. Ein schöner Abschied von China - und das in einer Stadt, in der Unmengen von Soldaten mit Gewehren im Anschlag stehen, um die wilden (oh wie mag ich wild) Uiguren im Schach zu halten.

 

Tian Tian Kai Xin!

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Toby (Samstag, 27 Juli 2013 23:40)

    Hallo liebe Katrin! Erstmal: herzlichen Glückwunsch und alles Liebe zum Geburtstag. Ich bin neugierig, wie Du diesen Tag begangen oder nicht begangen hast. Wir haben hier in Deutschland von einem Erdbeben im Nordwesten Chinas gehört mit vielen Toten: in Dingxi in der Provinz Gansu. Ich denke, dass Du für westliche Betrachter relativ nah dran bist, aber in Wirklichkeit micht viel davon mitbekommen haben wirst, oder?
    Kirgisien... Ich bin gespannt, was Du erzählen wirst. Ich habe zum Studiumsende hin ein Jobangebot gesehen, als Prospektor in Kirgisien nach den zahlreich vorhandenen geologischen Rohstoffen zu suchen. Das Jobangebot habe ich nicht weiter verfolgt, trotzdem blieb mir Kirgisien in schöner weil abenteuerlichen Erinnerung. Es dürfte für Dich auch russischer werden, daher bin ich auch neugierig auf Deine Beobachtungen. Ich habe bisher Russland, die Ukraine und Kasachstan bereisen dürfen und mag die die Mentalität, die sich in diesen drei Ländern auf einen angenehmen, gemeinsamen Nenner bringen lässt.
    Sei an diesem Deinem Geburtstag ganz feste gedrückt von Rebecca und mir. Erzähl....

  • #2

    pp (Mittwoch, 31 Juli 2013 14:24)

    Tian Tian Kai Xin!
    希望你天天开心,也能天天想我,嬉戏。

    Das wünsch ich auch Dir weiterhin

  • #3

    katinkaintheworld (Donnerstag, 01 August 2013 08:28)

    Lieber Toby
    Ganz lieben Dank für deine Glückwünsche.
    Ich war übrigens nahe am Erdbebeben und sehr froh, dass der Zug, den ich eigentlich nehmen wollte, ausgebucht war. Sonst wäre ich mittendrin gewesen. Buddha...Und ja, die chinesischen Zeitungen fanden das ganze keine Zeile wert. Und ja, die können ruhig die New Yorks Times auf dem Internet sperren, aber nicht die Süddeutsche und die NZZ.
    Und die Kirgisen... nach 6 Tagen ... ich mag sie.

  • #4

    katinkaintheworld (Donnerstag, 01 August 2013 08:29)

    pp... grins...